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Pressenotiz 4/2004
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Pressenotiz 4/2004 vom 03. Juni 2004
Bonn/München - Die Planetensonde "Cassini-Huygens" wird am 1. Juli 2004 um 03.12 Uhr (MESZ) durch Zünden des Haupttriebwerks ihre Geschwindigkeit verringern und in eine Umlaufbahn um den Saturn einschwenken. Die letzte Phase der Annäherung nach einer siebenjährigen Reise ist damit abgeschlossen, sodass die Erforschung des Planeten Saturn und seiner Monde beginnen kann. In Deutschland beteiligen sich an dieser Mission das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Institute der Max-Planck-Gesellschaft (MPG), mehrere Universitäten sowie die deutsche Raumfahrtindustrie. Die Beteiligten haben eine Vielzahl von Mess-Instrumenten bzw. -Komponenten geliefert oder arbeiten an speziellen Experimenten mit. Der finanzielle Anteil Deutschlands an der Mission beläuft sich auf rund 115 Millionen Euro.
![]() (Bild: ESA) |
Der Orbiter Cassini soll für mindestens vier Jahre Saturn, seine Magnetosphäre und seine Monde erforschen. Dabei wird er 74-mal den Saturn umkreisen. Es sind zehn gezielte Vorbeiflüge an den Eismonden, vor allem aber 45 nahe Passagen (bis hinunter auf 950 Kilometer Abstand) am Saturnmond Titan vorgesehen. Die Landesonde Huygens soll am 25. Dezember 2004 von der Hauptsonde Cassini abgetrennt werden und am 14. Januar 2005 am Fallschirm auf dem größten Saturnmond Titan, der eine dichte Atmosphäre besitzt, niedergehen. Noch vor dem Einschuss in das Saturnsystem wird die Planetensonde am 11. Juni am Saturnmond Phoebe in einer Entfernung von nur 2.000 Kilometern vorbeifliegen und dort Daten aufnehmen.
An Bord von Cassini sind insgesamt zwölf wissenschaftliche Instrumente, weitere sechs Instrumente befinden sich auf Huygens.
Das Max-Planck-Institut für Aeronomie (MPAE) in
Katlenburg-Lindau stellt wesentliche Komponenten des
Teilchenspektrometers
MIMI-LEMMS
sowie des Ultraviolettspektrometers
UVIS-HDAC auf Cassini
und Komponenten des Kamerasystems
DISR auf Huygens bei.
Das "Low-Energy Magnetospheric Measurement-System"
MIMI-LEMMS ist ein
komplexer Teilchenanalysator, der energiereiche Ionen und Elektronen
nach Einfallsrichtung und Energie in der Saturnmagnetosphäre
untersuchen soll. Damit wird es erstmals möglich sein, die globale
Struktur und die physikalischen Prozesse in der zweitgrößten
Magnetosphäre unseres Sonnensystems besser zu verstehen. Die
Wasserstoff-Deuterium-Absorptionszelle
UVIS-HDAC misst den
Wasserstoffgehalt im interplanetaren Raum und das
Wasserstoff/Deuterium-Verhältnis in der Saturnumgebung und in der
Titanatmosphäre. Damit lassen sich Rückschlüsse über die Geschichte
unseres Sonnensystems ziehen. Die Kamera
DISR (Descent Imager/Spectral
Radiometer) nimmt während des Abstiegs zur Titanoberfläche Bilder und
Spektren auf. Das MPAE lieferte die CCD-Einheit mit Ausleseelektronik
und Datenkompressionseinrichtung. Zudem ist das MPAE wissenschaftlich
an dem Ionen- und Neutralmassenspektrometer INMS beteiligt.
Das Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg
ist für den Staubdetektor
CDA
(Cosmic Dust Analyzer) auf Cassini verantwortlich. CDA kann sowohl
interplanetaren Staub (kometaren und asteroidalen) als auch
interstellaren Staub (also Staub, welcher unser Sonnensystem lediglich
durchdringt und seinen Ursprung nicht hier hat) mit großer
Empfindlichkeit und Zuverlässigkeit nachweisen. So können Partikel mit
einer Geschwindigkeit von 5 Kilometer pro Sekunde und einer Masse von
nur 10**(-16) Kilogramm (dies entspricht einer Größe von einem
zweitausendstel Millimeter) nachgewiesen werden.
Das Berliner DLR-Institut für Planetenforschung ist mit eigenen wissenschaftlichen Beiträgen an vier Experimenten beteiligt.
Der oben bereits genannte Cosmic Dust Analyzer
(
CDA) ist ein
Instrument zur Analyse von Staubteilchen, bei dem simultan elektrische
Ladung, Geschwindigkeit, Flugrichtung, Masse und chemische
Zusammensetzung einzelner Staubpartikel analysiert werden. Im
Saturnsystem sollen insbesondere dynamische Staubprozesse analysiert
werden, die mit den Oberflächen der Monde und dem Ringsystem
wechselwirken. Die wissenschaftliche Leitung für den CDA liegt beim
Max-Planck-Institut für Kernphysik. Technologie-Entwicklung, Fertigung
und Tauglichkeitstests für Hardware-Komponenten der mechanischen Teile
erfolgten unter Federführung des DLR in Berlin.
Das Visible and Infrared Mapping Spectrometer (VIMS) untersucht Materialien auf den Oberflächen der Saturnmonde. Der Spektralbereich ist so ausgelegt, dass er typische Eiskomponenten und organisches Material erfassen kann. Zudem liefert es Daten über die Saturnatmosphäre. Das DLR-Institut für Planetenforschung ist an der wissenschaftlichen Planung sowie im Besonderen an der Verarbeitung und wissenschaftlichen Auswertung der Daten beteiligt. Mit dem Imaging Science Subsystem (ISS) sollen Atmosphäre und Ringe des Saturns sowie die Oberflächenstruktur und die geologische Entwicklung der Saturnsonde erkundet werden. Das DLR unterstützt die Aufnahmeplanung und die kartographische Datenprozessierung des Kameraexperiments in Zusammenarbeit mit der Freien Universität Berlin.
Darüber hinaus ist das DLR am Ultraviolet Imaging Spectrograph
UVIS-HDAC beteiligt.
Die EADS Astrium war bei Huygens unter anderem für Bau und Entwicklung des Untersystems der Temperaturkontrolle verantwortlich. Auch Endmontage und Tests der Landeeinheit führte EADS Astrium durch.
Die Mission, benannt nach dem italienisch-französischen Astronomen Giovanni Domenico Cassini (1625-1712) und seinem holländischen Kollegen Christiaan Huygens (1629-1695), wurde 1997 an Bord einer Titan 4b-Centaur-Rakete von Cape Canaveral/USA aus gestartet. Das Projekt steht unter der Federführung der Weltraumorganisationen der USA (NASA) und Europas (ESA).
Max-Planck-Institut für Aeronomie (MPAe)
Dr. Norbert Krupp
Tel: 05556 979 154
Fax: 05556 979 6154
E-Mail: krupp@linmpi.mpg.de
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Dr. Karsten Hess
Tel: 0228 447-394
Fax: 0228 447-386
© 2006, Max Planck Institute for Solar System Research, Lindau |
Presseinfo 03-06-2004 |