Dr. Günther Oestmann (Deutsches Museum, München)
Zur Geschichte der Ortsbestimmung auf See
Donnerstag, 15. Februar 2007, 19.00 Uhr
Zum 50. Erich-Regener-Vortrag lädt das Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) in Katlenburg-Lindau alle interessierten Hörer in seinen Hörsaal ein (Ortsteil Lindau, Max-Planck-Straße 2).
Am Donnerstag, dem 15. Februar 2007, um 19.00 Uhr, wird Herr Privatdozent Dr. Günther Oestmann aus München einen ca. einstündigen Vortrag mit dem Titel "Zur Geschichte der Ortsbestimmung auf See" halten.
Herr Dr. Oestmann ist gebürtiger Bremer. Er hat nach einer Ausbildung zum Uhrmacher in Tübingen und Hamburg Kunstgeschichte, Neuere Geschichte und Geschichte der Naturwissenschaften studiert. 1992 promovierte er mit einer Arbeit über die astronomische Uhr des Straßburger Münsters, 1993 wurde er mit dem Philipp-Matthäus-Hahn-Preis der Stadt Kornwestheim ausgezeichnet. An der Universität Hamburg habilitierte er sich 2001 für das Fach Geschichte der Naturwissenschaften; ein Jahr später legte er die Uhrmacher-Meisterprüfung ab. Seit 2006 ist er Konservator der Abteilung Schiffahrt des Deutschen Museums in München.
Heutzutage ist es spielend leicht, mittels satellitengestützter Navigation, dem "Global Positioning System" - kurz GPS - die eigene Position auf dem Globus durch Knopfdruck präzise zu bestimmen. Der Weg hin zu diesem Entwicklungsstand war lang und durchaus nicht immer geradlinig. Wer sich in früheren Jahrhunderten auf die See hinauswagte, tat gut daran, sich in Sichtweite der Küste zu halten. Für lange Zeit erfolgte die Schiffahrt allein nach lokaler Kenntnis der Küstenlinie, Wind- und Meeresströmungen. Diese Erfahrungen wurden mündlich überliefert, in Nordwesteuropa ab dem 15. Jahrhundert auch schriftlich festgehalten. Im Verlauf des 15. Jahrhunderts wurden in Portugal Verfahren zur Bestimmung der geographischen Breite entwickelt und Winkelmeßinstrumente - die bereits früher im islamisch-arabischen Kulturkreis zur Anwendung gekommen waren - eingesetzt.
Die verschiedenen Verfahren der Längenbestimmung auf See waren im 16. Jahrhundert zumindest in der Theorie bereits bekannt, doch sollten noch über zwei Jahrhunderte vergehen, bis das Problem eine praktikable Lösung fand. Durch die Erfindung des Spiegelsextanten, dem von John Harrison gebauten Chronometer und die Publikation hinreichend genauer Tafeln der Bewegung des Mondes war die sichere Positionsbestimmung auf See um die Mitte des 18. Jahrhunderts schließlich möglich geworden.
Durch die Entwicklung der Funk- und Trägheitsnavigation wurde die Ortsbestimmung schließlich unabhängig von Beobachtungen der Himmelskörper. Die satellitengestützte Navigation stellt hingegen eine Verbindung von astronomischer Navigation und Funknavigation dar.