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Pressenotiz 13/2007
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Pressenotiz 13/2007 - 16. Oktober 2007

Erfolgreicher Testflug für das Ballonexperiment SUNRISE

Am 3. Oktober 2007 ist der Testflug des ballongetragenen Sonnenobservatoriums SUNRISE von Fort Sumner (New Mexico, USA) aus erfolgreich durchgeführt worden. Mit dem vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (Katlenburg-Lindau) geführten internationalen Projekt SUNRISE sollen Bilder der Sonnenoberfläche mit höchster Auflösung gewonnen werden, um die Ursachen der magnetischen Aktivität der Sonne zu untersuchen. Nach dem erfolgreichen Testflug ist der erste wissenschaftliche Flug von SUNRISE im Sommer 2009 von der europäischen Basis ESRANGE in Nordschweden geplant.

Das Experiment wurde um 8:56 Uhr lokaler Zeit zu einem eintägigen Flug gestartet. Ein heliumgefüllter Ballon mit einem Gesamtvolumen von ca. 850.000 m3 und einem Durchmesser von mehr als 100 Metern hob das ca. 2 Tonnen schwere Instrument in die Lüfte. Nach etwa zweieinhalb Stunden wurde die Zielflughöhe von 37 km in der Stratosphäre erreicht. Während des sechseinhalb Stunden dauernden Fluges konnten umfangreiche Tests des Gesamtsystems vorgenommen werden. Der Flug wurde um 17:45 Uhr lokaler Zeit durch planmäßiges Lösen der Gondel vom Ballon beendet. Das Gerät wurde sicher an einem Fallschirm zum Boden zurückgebracht und konnte für seine weitere Verwendung ohne Probleme geborgen werden.

SUNRISE ist ein Sonnenobservatorium, das von einer ballongetragenen Gondel aus 35 - 40 km Höhe Untersuchungen der Oberfläche der Sonne machen wird. Ziel ist es, die kleinskaligen Strukturen des Magnetfeldes der Sonne und seine Wechselwirkung mit der Plasmakonvektion zu analysieren. Anders als bodengebundene Teleskope hat SUNRISE von der Stratosphäre aus keine Einschränkungen durch die Erdatmosphäre. Die Sonne kann in Spektralbereichen beobachtet werden, die sonst nur vom Weltraum erreichbar sind. Darüber hinaus wird die Bildschärfe nicht durch Turbulenzen in der Luft beeinträchtigt, da 99% der Erdatmosphäre unter der Flughöhe des Ballons liegen. Mit SUNRISE können somit wissenschaftliche Beobachtungen gemacht werden, die sonst nur mit einem wesentlich höheren finanziellen Aufwand vom Weltraum aus möglich sind.

 

Bild 1: Das deutsch-amerikanische Team vor der ca.7 m hohen SUNRISE-Ballongondel, die bereits am Startfahrzeug angehängt ist. Die beiden großen Panele mit Solarzellen übernehmen die Stromversorgung während des Flugs.
(Bildquelle: MPS)

 

SUNRISE besteht aus einem Teleskop mit einer Öffnung von 1 Meter sowie mehreren wissenschaftlichen Instrumenten, die gleichzeitige Messungen durchführen können. Das Teleskop wird im Flug automatisch nachjustiert. Die Ballongondel übernimmt die grobe Ausrichtung des Teleskops auf die Sonne. Eine schnelle Bildstabilisierung korrigiert Restbewegungen der Gondel, so dass Bilder von optimaler Schärfe und Genauigkeit aufgenommen werden können. Die Gondelstruktur trägt ausserdem die Solarzellen zur Stromversorgung, die Steuerungselektronik der Instrumente, Datenspeicher und Antennen zur Kommunikation mit der Bodenstation.

 

Bild 2: SUNRISE kurz vor dem Ballonstart. Die Gondel hängt an einem Startfahrzeug, das ein sicheres Ausklinken der Nutzlast beim Start ermöglicht. Im Hintergrund der heliumgefüllte ?allon, der sich in der Zielflughöhe von 37 km auf etwa 100 m Durchmesser ausdehnen wird.
(Bildquelle: MPS)

 

Aufgabe des jetzt durchgeführten Testfluges war es, die Gondel mit den neu entwickelten Systemen zur Teleskopausrichtung, der Instrumentsteuerung, Datenspeicherung und Kommunikation zu testen. Das derzeit noch im Bau befindliche 1-Meter-Teleskops wurde beim Testflug vorläufig von einem kleineren Teleskop ersetzt und Bildserien der Sonnenoberfläche bei verschiedenen Wellenlängen im ultravioletten Licht aufgenommen. Die aufgenommenen Bilder gestatten es, die Ausrichtstabilität der Ballongondel zu überprüfen und die Helligkeit der Sonne in den vom Boden aus nicht zugänglichen Spektralbereichen zu messen.

Das komplexe Instrument wurde seit dem 10. September in Fort Sumner in einer fast vierwöchigen Vorbereitungsphase integriert und getestet. Das Startfenster für stratosphärische Ballonflüge von New Mexico ist auf wenige Wochen im September und Oktober begrenzt. Optimale Bedingungen herrschen, wenn die Umkehr der Windsysteme in der Stratosphäre eintritt. Die dann geringen Windgeschwindigkeiten sorgen für nur langsames Driften des Ballons, der dann abseits dicht besiedelter Gegenden bleibt.

Nach erfolgreich absolviertem Test aller Systeme am 28. September wurde am 1. Oktober ein erster Startversuch unternommen, der wegen ungünstiger Windverhältnisse allerdings abgebrochen werden mußte. Aufgrund einer durchziehenden Schlechtwetterfront war erst am 3. Oktober eine neue Startmöglichkeit gegeben.

 

Bild 3: Der Start von Sunrise am 3. 10. 2007. Der heliumgefüllte Ballon dehnte sich in der Zielflughöhe von 37 km auf etwa 100 m Durchmesser aus.
(Bildquelle: MPS)

 

Die unmittelbaren Startvorbereitungen begannen bereits um 2:00 Uhr nachts. Nach dem Herausrollen des Instruments wurden alle Systeme noch einmal getestet und auf günstige meteorologische Bedingungen in allen Höhenschichten gewartet. In der Regel sind die Windverhältnisse am frühen Morgen besonders günstig für Ballonstarts. Um 7:00 Uhr, kurz nach Sonnenaufgang, wurde dann das Füllen des Ballons mit Helium begonnen. Knappe zwei Stunden später war es dann soweit, der von CSBF (Columbia Scientific Ballooning Facility, einer Abteilung der NASA) zur Verfügung gestellte Helium-Ballon trug das tonnenschwere Instrument mit einem Bilderbuchstart in einen wolkenlosen Himmel. Die weitgehend sanfte Landung erfolgte am Abend des selben Tages ca. 200 km Kilometer entfernt in Texas in der Nähe von Dalhart auf einem abgemähten Weizenfeld (siehe < Columbia Scientific Balloon Facility ).

Nach der erfolgten Bergung wird das Gerät jetzt für einen mehrtägigen Flug vom Raketenund Ballonstartplatz ESRANGE bei Kiruna, Schweden, vorbereitet, der im Sommer 2009 stattfinden soll.

SUNRISE ist ein internationales Projekt unter der Leitung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung, mit Beteiligungen aus den USA (High Altitude Observatory, NCAR, Boulder; Lockheed Martin Solar and Astrophysics Laboratories, Palo Alto), aus Spanien (IMaX Konsortium) und Deutschland (Kiepenheuer-Institut für Sonnenphysik, Freiburg). Der deutsche Beitrag wird maßgeblich durch Zuwendungen vom Bundeswirtschaftsministerium im Rahmen des Weltraumforschungsprogramms (koordiniert vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, DLR) gefördert.


Weitere Informationen


Dr. Peter Barthol (SUNRISE Projektleitung)
Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung
Max-Planck-Str. 2
37191 Katlenburg-Lindau
Tel.: 05556-979-356
Email: barthol@mps.mpg.de


Prof. Dr. Sami K. Solanki (SUNRISE Principal Investigator)
Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung
Max-Planck-Str. 2
37191 Katlenburg-Lindau
Tel.: 05556-979-552
Email: solanki@mps.mpg.de


Links

> Sunrise am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung
< Columbia Scientific Balloon Facility

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