Pressenotiz 11/2013
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Pressenotiz 11/2013 - 2. Juli 2013
Das ballongetragene Sonnenobservatorium Sunrise, das am 12. Juni 2013 zu
seinem mehr als fünftägigen Beobachtungsflug von Schweden nach Kanada
gestartet war, ist nun in Einzelteile zerlegt auf dem Heimweg nach
Deutschland. Obwohl bei der Landung am 18. Juni auf der kanadischen
Halbinsel Boothia starke Winde in Bodennähe das Observatorium umwarfen,
sind die wichtigsten Komponenten wie etwa die Datenspeicher, die Spiegel
des Sonnenteleskops und die wissenschaftlichen Instrumente unversehrt.
Das ergab die dreitägige Bergung vor Ort. Während der Großteil des
Observatoriums nun in Containern verpackt den langen Heimweg auf dem
Seeweg antritt, sind die Datenspeicher bereits am Max-Planck-Institut
für Sonnensystem forschung (MPS) im niedersächsischen Katlenburg-Lindau
angekommen.
Ein wenig erinnern die Bilder an einen Käfer, der auf den Rücken gefallen
ist: Die Unterseite der Ballongondel von Sunrise ragt in die Luft; der
vordere Teil der Kohlefaserkonstruktion, welche die Öffnung des Teleskops
schützt, steckt einige Zentimeter tief im gefrorenen Boden.
Sorgen haben wir uns trotzdem nicht gemacht, beruhigt Werner Deutsch vom
MPS, der zusammen mit seinem Kollegen Jan Heinrichs und zwei weiteren
Mitgliedern des Bergungsteams die abgelegene Landestelle von Sunrise auf
der kanadischen Halbinsel Boothia jenseits des Polarkreises am
19. Juni 2013 mit dem Hubschrauber erreichte.
An den Abdrücken im Schnee konnten wir schon beim Anflug erkennen, dass
Sunrise richtig herum gelandet und nur danach umgekippt war, ergänzt er.
Einen solchen Aufprall kann die Konstruktion aus Kohlefaserstreben
abfedern.
Für die folgenden Bergungsarbeiten, die wegen der Schneefälle erst einen
Tag später beginnen konnten, war die Käferlage des Observatoriums jedoch
eine Herausforderung.
Besonders der empfindliche Hauptspiegel des Teleskops war dadurch für uns
schwer erreichbar und schwer auszubauen, erinnert sich Jan Heinrichs.
Drei Tage brauchte das Team, um das sieben Meter hohe Observatorium nach
und nach in Stücke zu zerlegen, die der Hubschrauber tragen konnte.
Immer dabei: ein Gewehr. Für den Fall, dass sich nicht nur das
Bergungsteam, sondern auch Eis- oder Grizzlybären für das Observatorium
interessiert hätten.
Nach einer ersten Zwischenstation in Taloyoak, der nördlichsten Siedlung
auf kanadischem Festland, brachte ein kleines Flugzeug die ungewöhnliche
Fracht ins mehr als 1000 Kilometer entfernte Yellowknife, die Hauptstadt
der kanadischen Nordwest-Territorien. Dort verpackte das Bergungsteam die
wissenschaftliche Nutzlast von Sunrise für den letzten, deutlich weniger
abenteuerlichen Abschnitt der Reise zurück ans MPS in Katlenburg-Lindau.
Am Max-Planck-Institut eingetroffen sind bereits die wertvollsten Teile
des Observatoriums: die Datenspeicher, die während des mehr als fünftägigen
Fluges mehrere hundert Gigabyte an Messwerten sammelten.
Diese Datenmenge ist so groß, dass wir sie nicht während des Fluges in
Echtzeit an die Bodenstation in Schweden funken konnten, erklärt
Projektleiter Dr. Peter Barthol. Stattdessen wurden die Messdaten an Bord
auf Festplatten gespeichert. Ingenieure und Wissenschaftler des
Sunrise-Teams haben nun begonnen, die gesammelten Informationen
herunterzuladen, aufzubereiten und zu sichten.
Mit ersten, vorläufigen Ergebnissen rechnen wir in ein bis zwei Monaten,
sagt Prof. Dr. Sami K. Solanki, Direktor am MPS und wissenschaftlicher
Leiter der Mission. Wir sind sehr gespannt, welche Überraschungen die
Sonne für uns bereithält.
Während des Fluges an einem riesigen Heliumballon in mehr als 35
Kilometern Höhe hatte Sunrise einen einzigartigen Blick auf unser
Zentralgestirn: Der Großteil der Erdatmosphäre, die sonst die Sehschärfe
trübt, war überwunden; das ultraviolette Licht der Sonne stand fast
ungefiltert zur Verfügung. Bereits 2009 war das Sonnenobservatorium
zu seinem ersten Flug gestartet. Damals ermöglichten es die Aufnahmen,
erstmals die magnetischen Grundbausteine des Sonnenmagnetfeldes sichtbar
zu machen. Beim diesjährigen Zweitflug konnte Sunrise nun auch
Sonnenflecken beobachten, dunkle Flecken auf der Sonnenoberfläche, die
als Zeichen hoher solarer Aktivität gelten. Von diesen Daten erhoffen
sich die Forscher nun neue Erkenntnisse über die Prozesse, die unser
Zentralgestirn in Phasen hoher Aktivität prägen.
Die Sunrise-Mission wird geleitet vom Max-Planck-Institut für
Sonnensystemforschung im niedersächsischen Katlenburg-Lindau.
Weitere Partner der Mission sind das Kiepenheuer-Institut für
Sonnenphysik (Freiburg im Breisgau), das High Altitude Observatory
(Boulder, USA), ein spanisches Konsortium unter Leitung des Instituto
de Astrofísica de Canarias, das Lockheed-Martin Solar and Astrophysics
Laboratory (Palo Alto, USA) und die Columbia Scientific Ballooning
Facilty der NASA
Das MPS dankt der Max-Planck-Förderstiftung und den Fördernden Mitgliedern
der Max-Planck-Gesellschaft für ihre finanzielle Unterstützung des
Projektes.
Abbildung 2:
Während der Bergungsarbeiten vom 20. bis zum 22. Juni 2013 musste das
Bergungsteam das Observatorium in Stücke zerlegen, die der Hubschrauber
tragen konnte. |
(Foto: MPS (W. Deutsch)) |
Pressemitteilung vom 18.6.2013: Sunrise 2 beendet seine Reise zur aktiven Sonne
Pressemitteilung vom 12.6.2013: Sunrise 2 erfolgreich abgehoben
Pressemitteilung vom 3.6.2013: Sunrise 2: Eine Reise zur aktiven Sonne
Dr. Birgit Krummheuer
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung
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37191 Katlenburg-Lindau
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Presseinfo 02-07-2013 |