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Prof. Dr. Ulrich Christensen (Institut für Geophysik der Georg-August-Universität Göttingen)
Reise zum Mittelpunkt der Erde
Donnerstag, 4. Oktober 2001, 19.00 Uhr
Zum achtzehnten "Erich-Regener-Vortrag" lädt das Max-Planck-Institut
für Aeronomie (MPAE) in Katlenburg-Lindau alle interessierten Hörer
in seinen Hörsaal ein (Ortsteil Lindau, Max-Planck-Straße 2).
Am Donnerstag, dem 4. Oktober 2001, um 19.00 Uhr, wird Herr Prof. Dr. Ulrich
Christensen einen ca. einstündigen Vortrag über das Thema "Reise
zum Mittelpunkt der Erde" halten. Prof. Christensen forscht und lehrt seit
1992 am Institut für Geophysik der Georg-August-Universität Göttingen.
Er studierte Physik an der TU Braunschweig und promovierte dort mit einem
geophysikalischen Thema bei Walter Kertz. Danach arbeitete er an den Universitäten
Mainz und Tempe (Arizona) und habilitierte sich 1985 in Mainz für
das Fach Geophysik. Bis 1992 arbeitete er als Wissenschaftler in der Abteilung
Geochemie des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz, außerdem
war er als Privatdozent an der Universität Karlsruhe und als Gastprofessor
an der Universität Utrecht tätig.
Das tiefe Erdinnere wird für die absehbare Zukunft dem direkten
Zugriff der Menschen verschlossen bleiben - die tiefsten Bohrungen erreichen
lediglich 0,2% des Erdradius. Zu seiner Erforschung ist man auf indirekte
Untersuchungsmethoden angewiesen, unter anderem auf die Seismologie. Die
von einem starken Beben ausgehenden Wellen können weltweit registriert
werden und ihre Analyse gibt Auskunft über den Erdaufbau bis hin zum
Mittelpunkt. Die Grobstruktur der Erde, d.h. ihre Aufteilung in eine dünne
Kruste, einen 3000 km mächtigen Mantel aus festem, aber zu langsamen
Fließbewegungen fähigem Gestein, sowie einen teilweise flüssigen
Eisenkern wurde in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts entschlüsselt.
Eine jüngere Entwicklung ist die seismische Tomographie, bei der vergleichbar
mit der medizinischen Computertomographie aus der Durchstrahlung des Erdkörpers
mit seismischen Wellen dreidimensionale Schnittbilder des inneren Aufbaus
berechnet werden können. Mit ihrer Hilfe wurde der Nachweis erbracht,
daß Oberflächenplatten, die im Zusammenhang mit der Kontinentaldrift
in den Erdmantel hinein absinken, bis zur Grenze des Kerns sacken können
und nicht, wie früher vermutet, in relativ flachen Tiefen verbleiben.
Computersimulationen der langsamen Strömungen im Erdmantel und die
Analyse geochemischer Tracer in den Vulkangesteinen über sogenannten
"Hot-spots" im Erdmantel legen nahe, daß ein Teil des absinkenden
Gesteins wieder in "Mantelplumes" recycelt wird. Unter einem Plume versteht
man eine etwa 100 km breite Säule, in der heißes Gestein von
der Kern-Mantel-Grenze bis nahe zur Oberfläche steigt und dort teilweise
schmilzt.
In seinem Vortrag wird Prof. Christensen auch auf den chemischen Aufbau
der Erde und auf die Ursachen des Erdmagnetfeldes eingehen. Der für
den Vortrag gewählte Titel soll an den spannenden Science-fiction-Roman
"Reise zum Mittelpunkt der Erde", den Jules Verne 1864 schrieb, und damit
an inzwischen überholte Vorstellungen vom Aufbau der Erde erinnern.
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