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Dr. Reinhold Ewald (Astronaut der ESA)
Die Europäische Beteiligung an der Internationalen Raumstation ISS
Aus der Perspektive eines Astronauten
Montag, 16. Dezember 2002, 19.00 Uhr
Zum 25. "Erich-Regener-Vortrag" lädt das Max-Planck-Institut für Aeronomie (MPAE) in Katlenburg-Lindau alle interessierten Hörer in seinen Hörsaal ein (Ortsteil Lindau, Max-Planck-Straße 2). Am Montag, dem 16. Dezember 2002, um 19.00 Uhr, wird Herr Dr. Reinhold Ewald einen ca. einstündigen Vortrag über das Thema "Die europäische Beteiligung an der Internationalen Raumstation ISS - aus der Perspektive eines Astronauten" halten. Dr. Ewald wurde 1956 in Mönchengladbach geboren, besuchte Schulen in seinem Geburtsort und studierte Physik sowie im Nebenfach Humanmedizin an der Universität Köln. 1983 erhielt er das Diplom im Fach Physik, 1986 promovierte er mit einer Arbeit über Spektroskopie interstellarer Materie. Nach Tätigkeiten als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Kölner Universität und beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt wurde er 1990 Mitglied des Deutschen Astronauten-Teams und 1999 Mitglied des Europäischen Astronauten-Korps. Von November 1990 bis März 1992 und nochmals ab Oktober 1995
trainierte er im Zentrum für Kosmonautenausbildung Yuri A. Gagarin (Moskau). Bei der Mission MIR 1992 gehörte er der Ersatzmannschaft an, vom 10. Februar bis zum 2. März 1997 nahm er an der deutsch-russischen Mission MIR 1997 als Wissenschaftsastronaut teil. Ewald war nach Klaus-Dietrich Flade, Ulf Merbold und Thomas Reiter der vierte Deutsche an Bord der russischen Raumstation MIR.
Die Internationale Raumstation ISS (= International Space Station) ist ein Gemeinschaftsprojekt der USA (mit Brasilien als Juniorpartner), Kanadas, Russlands, Europas (d. h. elf europäischer Staaten, darunter Deutschland) und Japans. Sie ist das größte und teuerste bisher von der Menschheit in Angriff genommene Technologieprojekt. Jeder der Bauherren trägt einen Teil der Kosten, stellt der Raumstation bestimmte Bauteile zur Verfügung, übernimmt gegebenenfalls Transport- und Montageleistungen und erhält dafür Nutzungsrechte. Die Station wird aus etwa 100 Konstruktionselementen - geplant sind sechs Labormodule und je zwei Wohn- und Versorgungsmodule - bestehen, die nacheinander mit mehr als 40 Flügen eines amerikanischen Shuttles und russischer Proton-Raketen in die Erdumlaufbahn befördert werden sollen.
Geplant wurde die Station, die etwa dreimal so groß wie die russische MIR sein wird, seit 1984, als US-Präsident Reagan grünes Licht für die Konstruktion der "Space Station Freedom" gab und eine internationale Beteiligung an den Kosten wünschte. Der Aufbau begann am 20. November 1998 mit dem Start eines russischen Moduls. Das Ende der Aufbauphase wird voraussichtlich zwischen 2005 und 2007 liegen. Dann soll die ISS eine Spannweite von 108,6 m, eine Länge von 79,9 m, eine Tiefe von 88 m, ein Volumen von 1140 Kubikmetern und eine Masse von 450 Tonnen haben. Die Flughöhe wird etwa 400 km betragen, für einen Erdumlauf wird die Station 90 Minuten benötigen.
Die Betriebsdauer der ISS soll mindestens zehn Jahre betragen. Die Gesamtkosten bis 2013 werden auf 70 bis 110 Milliarden Dollar geschätzt. Deutschland ist am ESA-Budget von 1996 bis 2004 mit 2,5 Milliarden DM (= 1,28 Milliarden Euro) beteiligt. Diesen gewaltigen Kosten muß natürlich ein großer erwarteter (von Kritikern des Projekts allerdings bezweifelter) Nutzen gegenüberstehen. Erhofft werden Quantensprünge bei der Forschung auf den Gebieten der Medizin, der Kommunikationstechnologie, der Erdbeobachtung und der Beobachtung extraterrestrischer Objekte, der Bio- und Werkstoffwissenschaften und der Energietechnologien. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen möglichst rasch industriell genutzt werden. Die amerikanische NASA betrachtet die ISS auch als Plattform für die "wirtschaftliche Nutzbarmachung des Weltraums" und für die bemannte Landung auf dem Mars. Für Weltraumtouristen ist die Raumstation eigentlich nicht vorgesehen gewesen - doch Russland verdient auch schon auf diesem Gebiet bares Geld.
Die ISS im Internet:
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