26. Erich-Regener-Vortrag
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Zum 26. "Erich-Regener-Vortrag" lädt das Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) in Katlenburg-Lindau alle interessierten Hörer in seinen Hörsaal ein (Ortsteil Lindau, Max-Planck-Straße 2). Am Donnerstag, dem 20. Februar 2003, um 19.00 Uhr, wird Herr Prof. Dr. Manfred Schukowski einen ca. einstündigen Vortrag über das Thema "Astronomische Uhren" halten. Prof. Schukowski wurde 1928 in Stralsund geboren. Er war ab 1946 im Schuldienst, studierte in Putbus und Potsdam Physik und Astronomie und arbeitete danach - unterbrochen von einer mehrjährigen Lehrtätigkeit in Bulgarien - in der Lehrerausbildung (Pädagogisches Institut Halle) und in der Schulaufsicht (Bezirk Rostock). 1970 promovierte er an der Universität Rostock, 1977 erhielt er den Professorentitel, 1979 folgte die Habilitation. Sein besonderes Interesse galt der Lehrerbildung im Fach Astronomie. Von 1970 bis 1990 arbeitete er im Wissenschaftlichen Rat für Methodik des Astronomieunterrichts. Seit etwa drei Jahrzehnten wirkt er im Redaktionsko llegium bzw. im Herausgeber- und Redaktionsbeirat der Zeitschrift "Astronomie + Raumfahrt" und ihrer Vorgängerpublikation "Astronomie in der Schule" mit. Tatkräftig hat er die Geschichte der Schulastronomie im Osten Deutschlands mitgeschrieben. Im sechsten Lebensjahrzehnt hat sich Prof. Schukowski einem weiteren großen Thema, den mittelalterlichen astronomischen Monumentaluhren, zugewandt. 1995 erhielt er für die langjährige wissenschaftliche Betreuung der astronomischen Uhr in der St.-Marien-Kirche Rostock und für die Berechnung neuer Kalenderdaten für diese Uhr den Kulturpreis der Hansestadt Rostock.
Astronomische Uhren sind mechanische Uhren, die nicht nur die Uhrzeit, sondern außerdem mancherlei astronomische Sachverhalte anzeigen (z. B. Mondphase, Mondalter, Stand von Sonne und Mond in den Tierkreiszeichen, Finsternisse) und manchmal mit Kalendarien verbunden sind. Sie sollten den Betrachter über die bloße Anzeige der Tageszeit hinaus zum tieferen Nachdenken über die Zeit anregen und ihm deutlich machen, daß die Lebenszeit nicht im Belieben der Menschen steht, sondern von Gott zugewiesen ist. Die Uhrgehäuse waren häufig kunstvoll verziert. Die Hersteller dieser Uhren genossen seinerzeit großes Ansehen. Der Vortragende beschränkt sich in seinem Vortrag auf öffentliche (das heißt auch: große), im 14. - 17. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum entstandene Uhren. Er unterscheidet die hansische Uhrenfamilie (Rostock, Stendal, Marienkirche Lübeck, Stralsund, Münster, Doberan, Danzig), die reichsstädtische Uhrenfamilie (Ulm, Esslingen, Heilbronn, Tübingen) und sogenannte "Monduhren" (Weißenfels, Görlitz, P lauen, Ochsenfurt, Breslau, Linz, Nürnberg, Hannoversch-Münden, Dom Lübeck, Bad Schmiedeberg, Marburg), die nur die Mondphase anzeigen. Jede Uhr ist ein Einzelstück und hat ihre besondere Geschichte.
© 2006, Max Planck Institute for Solar System Research, Lindau |
Dr. Bernd Wöbke 06-02-2003 |