33. Erich-Regener-Vortrag
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Zum 33. "Erich-Regener-Vortrag" lädt das Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) in Katlenburg-Lindau alle interessierten Hörer in seinen Hörsaal ein (Ortsteil Lindau, Max-Planck-Strasse 2). Am Donnerstag, dem 22. April 2004, um 19.00 Uhr, wird Herr Prof. Dr. Udo Backhaus von der Universität Duisburg-Essen einen ca. einstündigen Vortrag über das Thema "Der Venusdurchgang am 8. Juni 2004. Die Wiederkehr eines sehr seltenen und historisch bedeutsamen astronomischen Ereignisses" halten. Prof. Backhaus studierte an den Universitäten Hamburg und Göttingen Mathematik und Physik. Er ist seit 1977 Physikdidaktiker, zunächst an der Universität Osnabrück, dann als Professor für Physik an der Universität Koblenz. Seit 2001 ist er Professor für Didaktik der Physik am Campus Essen der Universität Duisburg-Essen. Zur Zeit koordiniert er die internationale Zusammenarbeit von Schulen, Amateurastronomen und Universitäten bei einem Projekt zur Beobachtung und Auswertung des Venusdurchgangs 2004. über das Thema "Canyons, Wasser, Klimawandel - Europas Planetenmission Mars Express" halten.
Am 8. Juni 2004 wird der Planet Venus von Ost nach West vor der Sonnenscheibe vorbeiziehen. Ein solcher Venusdurchgang oder Venustransit gehört zu den seltensten exakt vorhersagbaren astronomischen Ereignissen: Kein lebender Mensch hat schon einen solchen beobachtet, weil im gesamten vergangenen Jahrhundert kein einziger stattfand. Der erste vorhergesagte Venustransit fand am 6. Dezember 1631 statt. Johannes Kepler, der die Vorhersage gewagt hatte, starb selbst bereits 1630. Pierre Gassendi, der den Durchgang von Paris aus beobachten wollte, wartete vergeblich auf das Ereignis - er wusste nicht, daß es von Europa aus nicht zu beobachten war.
Erstmals beobachtet wurde der nächste Venustransit am 4. Dezember 1639 durch die Engländer Jeremiah Horrocks und William Crabtree. Horrocks hatte das Datum selbst berechnet, Kepler hatte das Ereignis übersehen. Der Beobachtungsbericht von Horrocks wurde aber erst 1662 - lange nach seinem Tod - veröffentlicht.
Venusdurchgänge haben in der Entwicklung der modernen Astronomie eine zentrale Rolle gespielt, weil aus ihrer Vermessung im 18. und 19. Jahrhundert für ca. 100 Jahre der genaueste Wert für die Entfernung zur Sonne gewonnen wurde. 1716 hatte Edmond Halley vorgeschlagen, Venustransits zur Vermessung des Sonnensystems zu benutzen. Da an dem Zahlenwert des Sonne-Erde-Abstandes ein überragendes Interesse bestand, gaben Regierungen sehr viel Geld für weltweite Expeditionen aus, und Astronomen nahmen heute kaum noch vorstellbare Strapazen in Kauf. Beispielsweise erreichte eine französische Expedition unter Leitung von Le Gentil beim Venustransit vom 6. Juni 1761 den vorgesehenen Beobachtungsort in Indien nicht rechtzeitig und entschloß sich, bis zum folgenden Durchgang (am 3. Juni 1769) im Indischen Ozean zu bleiben. Am Zielort traf das Schiff ein Jahr vor dem Transit ein. Doch während des Ereignisses verhüllten Wolken die Sonne und nahmen dem geduldigen Team auch die zweite Chance.
Weitere Venusdurchgänge fanden 1874 und 1882 statt. Auf die nächsten Durchgänge muß die Menschheit noch bis 2012, 2117 und 2125 warten.
Mars Express soll mehrere Jahre den roten Planeten umkreisen. Doch bereits kurz nach der Inbetriebnahme der sieben wissenschaflichen Instrumente an Bord der Sonde folgten die ersten spektakulären Ergebnisse. Über diese Ergebnisse wird der Vortragende berichten.
© 2006, Max Planck Institute for Solar System Research, Lindau |
Dr. Bernd Wöbke 02-04-2004 |